Lothar Wieler legt sein Amt als RKI-Präsident nieder
Er war einer der wichtigsten Strategen im Kampf gegen die Coronapandemie in Deutschland: Jetzt verlässt Lothar Wieler das Robert Koch-Institut.
11.01.2023
Vor allem mit der vor knapp drei Jahren auch in Deutschland angekommenen Coronapandemie wurde er zu einem der wichtigsten Ratgeber der Politik in Gesundheitsfragen. Für eine Übergangszeit soll nun Wielers Stellvertreter, Lars Schaade, das RKI leiten.
»Ohne Prof. Wieler wäre Deutschland deutlich schlechter durch diese Pandemie gekommen.«
Karl Lauterbach
»In der Pandemie hat das Robert Koch-Institut seine Exzellenz unter Beweis gestellt. Es war ein Privileg, in dieser Krise an exponierter Position zusammen mit einem motivierten Team hervorragender Expertinnen und Experten arbeiten zu dürfen«, teilte Wieler mit. Er bedanke sich bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sie hätten dem Land einen großen Dienst erwiesen.
»Prof. Lothar H. Wieler hat sich als Präsident des Robert Koch-Instituts bei der Bewältigung der Pandemie für das Land bleibende und herausragende Verdienste erworben«, sagte Gesundheitsminister Lauterbach laut der RKI-Mitteilung über Wielers Rücktritt. Deutschland wäre ohne Wieler schlechter durch die Pandemie gekommen. »Umso mehr bedauere ich, dass er das RKI verlassen wird«, so Lauterbach weiter. Wielers Rücktritt sei im Einvernehmen erfolgt. Ende 2021 gab Wieler dem SPIEGEL eines seiner wenigen Interviews .
Zu Beginn der Pandemie informierte das RKI täglich über die Coronalage in Deutschland. Immer wieder gab es auch Kritik an Wieler und der Arbeit des RKI, vor allem vonseiten der FDP. So beklagte der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki im Sommer »Datenchaos« beim RKI und forderte die Entlassung von Wieler. Lauterbach lehnte dies ab, mit der Begründung, das RKI habe »immer gute Daten geliefert«.
Auch das Verhältnis zwischen Wieler und Lauterbach galt zwischenzeitlich als angeknackst . Für Zwist sorgte beispielsweise, dass das RKI auf seiner Homepage vor etwa einem Jahr einen Bericht veröffentlichte, der sich für »maximale Kontaktbeschränkungen« aussprach. Genau zu dem Zeitpunkt hatte Lauterbach eigene Maßnahmen auf der Bund-Länder-Runde präsentiert.
Überrascht und verärgert über den Bericht des RKI stellte Lauterbach Wieler zur Rede und machte ihm klar, dass so etwas nie wieder vorkommen dürfe. Zudem hatte die Entscheidung des RKI, den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate zu verkürzen, Lauterbach kalt erwischt. Seitdem gab es immer wieder Spekulationen, Wieler könnte sein Amt verlieren. Nun hat er es offenbar freiwillig niedergelegt.
Zukunftspläne noch unbekannt
Schon zu Beginn der Pandemie, im Januar 2020, als es nur erste Berichte über eine seltsame Lungenkrankheit in China gab, die sich später als Covid-19 herausstellen sollte, schrieb Wieler in einem Gastkommentar für »Die Welt«: »Wir müssen vorbereitet sein, uns wappnen – gegen bereits bekannte und gegen neue Krankheitserreger aus dem Tierreich.«
Details zu den Zukunftsplänen Wielers wurden nicht genannt. Vor seinem Wechsel an die Spitze des RKI im Jahr 2015 war der Veterinär Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre an der Freien Universität Berlin. Wieler stammt aus dem rheinländischen Königswinter, lebt mit seiner Frau in Berlin, ist Vater zweier erwachsener Töchter und Mitglied des Fußball-Bundesligaclubs 1. FC Köln.